Deutsche befürchten Spaltung der Gesellschaft

Laut einer Sonderbefragung der R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ befürchten 74 Prozent der Deutschen, dass sich die Gesellschaft immer weiter spalten könnte. Gleichzeitig wachsen die wirtschaftlichen Sorgen der Bevölkerung. Diese Ergebnisse stammen aus einer Erhebung, die vor der Bundestagswahl 2025 durchgeführt wurde. Die politische Stimmung in Deutschland ist angespannt, und die Ängste der Bürger nehmen zu.

Die Umfrage, die vom 23. bis 25. Januar 2025 durchgeführt wurde, zeigt, dass drei Viertel der Befragten stark besorgt sind, dass die gesellschaftliche Spaltung zunehmen und zu Konflikten führen könnte. Diese Zahl hat sich im Vergleich zur regulären Studie im Sommer 2024 deutlich erhöht, als nur 48 Prozent diese Angst teilten. Der Anstieg um 26 Prozentpunkte wird als ungewöhnlich und besorgniserregend eingestuft.

Die Ursachen für diese Entwicklung werden unter anderem in der politischen Debatte um Migration und der Art und Weise, wie politische Akteure auf den Anschlag in Aschaffenburg reagierten, gesehen. Politikwissenschaftlerin Professorin Dr. Isabelle Borucki erklärt, dass die undifferenzierte Diskussion zur Migration Erinnerungen an historische Spaltungsprozesse wachrufen könne. Migration werde oft als zentrales Problem dargestellt, wodurch Feindbilder entstehen, die die gesellschaftliche Kluft weiter vertiefen könnten.

Zusätzlich zur Spaltungsangst hat auch die wirtschaftliche Unsicherheit zugenommen. Rund 70 Prozent der Befragten äußerten Ängste vor steigenden Lebenshaltungskosten, eine deutliche Zunahme im Vergleich zu 2024. Auch die Sorge vor einem wirtschaftlichen Rückgang wächst, mit 68 Prozent der Befragten, die einen solchen befürchten. Diese Ängste spiegeln sich in den Prognosen der OECD wider, die für Deutschland das geringste Wirtschaftswachstum innerhalb der EU erwartet.

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist das stark gesunkene Vertrauen der Bevölkerung in die Politik. 61 Prozent der Befragten glauben, dass die Politiker überfordert sind, sowohl in der Regierung als auch in der Opposition. Dies markiert einen Anstieg des Misstrauens, der im Sommer 2024 noch bei 49 Prozent lag. Politikwissenschaftlerinnen warnen, dass dieser Vertrauensverlust schwerwiegende Folgen für die Demokratie haben könnte, falls er sich weiter verstärkt.

Siehe auch  Ranking Deutschlands bester Tagungshotels

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von R+V Infocenter/ Veröffentlicht am 10.02.2025