Die Verbraucherorganisation foodwatch hat die Einrichtung einer Preisbeobachtungsstelle gefordert, um den anhaltend hohen Lebensmittelpreisen entgegenzuwirken. Sie betonte, dass die nächste Bundesregierung Klarheit darüber schaffen müsse, ob die großen Handelskonzerne in Deutschland unzulässige Gewinne auf Kosten der Konsumenten erzielen. Seit der Corona-Pandemie hätten Unternehmen wie Aldi, Rewe und Co. die Preise für viele ihrer Eigenmarken deutlich erhöht und diese trotz gesunkener Rohstoff- und Energiekosten nicht wieder gesenkt. Dies sei auch ein Ergebnis des von foodwatch ins Leben gerufenen Preisradars, das zeigt, dass die Preise für Eigenmarken der großen Ketten sich oftmals fast identisch entwickeln.
Laut Laura Knauf von foodwatch funktioniert der Wettbewerb zwischen den großen Handelsketten nicht richtig. Sie kritisierte, dass die Unternehmen trotz sinkender Energie- und Rohstoffkosten die Preise weiterhin erhöhten und ihre Preisanpassungen fast gleichzeitig vornähmen, was den Verdacht auf Preisabsprachen aufwerfe. Die Konsumenten seien die Leidtragenden dieses intransparenten Systems, da sie immer mehr für Lebensmittel bezahlen müssten. Knauf forderte, dass die nächste Bundesregierung endlich für mehr Transparenz sorgen müsse, um den Wettbewerb zu faireren Bedingungen zu fördern. Sie schlug vor, eine Preisbeobachtungsstelle einzurichten, die die großen Konzerne kontrolliert und Preisentwicklungen verständlich für die Öffentlichkeit aufbereitet.
Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Lebensmittelpreise im November 2024 durchschnittlich 34 Prozent höher als noch im November 2020. Dieser Anstieg war deutlich stärker als der allgemeine Verbraucherpreisindex, der bei 19 Prozent lag. Obwohl die Kosten für Energie und Rohstoffe wieder gesenkt wurden, sind die Lebensmittelpreise weiterhin hoch. Ein Warenkorb mit Grundnahrungsmitteln, den foodwatch im Januar 2023 bei Aldi erstellt hatte, kostete im Dezember 2024 immer noch 61,34 Euro, was einen Anstieg von rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Die Europäische Zentralbank vermutet, dass auch höhere Löhne in der Landwirtschaft, Industrie und im Transportwesen in den letzten Jahren zu steigenden Produktionskosten beigetragen haben. Allerdings sei dies nicht der einzige Grund für die anhaltend hohen Lebensmittelpreise.
Auch die Monopolkommission hat die Preissteigerungen im Lebensmittelbereich untersucht und festgestellt, dass Einzelhändler ihre Preise oft erhöhen, wenn ihre Kosten steigen, diese Erhöhungen jedoch nicht weitergegeben werden, wenn die Kosten wieder sinken. Dies deutet auf einen Mangel an Wettbewerbsdruck und oligopolistische Praktiken hin.
Das foodwatch-Preisradar belegt, dass sich die Preise bei den großen Handelsketten nahezu identisch entwickeln. Das Online-Tool scannt täglich die Preise für Produkte der Eigenmarken von Aldi, Rewe und Edeka seit Mai 2024. Es stellt fest, dass die Preise für viele Produkte fast gleichzeitig und in gleichen Schritten steigen, was den Verdacht auf Absprachen nährt. Beispielsweise stieg der Preis für Joghurt von Gut & Günstig, ja! und Milsani im Juni 2024 bei allen drei Handelsketten um 6 Cent und erneut im Januar 2025.
foodwatch fordert von der Politik mehr Klarheit darüber, wie Lebensmittelpreise gebildet werden, um unfaire Praktiken und Preisabsprachen zu verhindern. Eine Preisbeobachtungsstelle sollte Daten erheben, analysieren und Handlungsempfehlungen für die Politik ableiten. Diese Stelle müsse auch regelmäßig öffentlich zugängliche Auswertungen veröffentlichen und die Preisentwicklung von Warenkörben sowie Erzeugerpreisen transparent darstellen.
Für viele Verbraucher:innen haben die hohen Preise spürbare Auswirkungen auf ihren Alltag. Eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands zeigt, dass fast 30 Prozent der Konsumenten Ende 2024 ihre Ausgaben in anderen Bereichen kürzen mussten, um ihre Lebensmittelkäufe bezahlen zu können. In Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 1.500 Euro waren es sogar 58 Prozent.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von foodwatch e.V./ Veröffentlicht am 14.01.2025