Im Jahr 2023 erhielten in Deutschland lediglich 16,9 Prozent der Studierenden finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mitteln. Diese Zahl stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von unter einem Prozentpunkt dar, was vor allem auf die Erhöhung der BAföG-Förderungen nach der 27. BAföG-Reform zurückzuführen ist.
Etwa 360.000 Studierende erhielten 2023 BAföG, was einem Anteil von rund 12,55 Prozent entspricht. Zudem wurden 67.933 Personen (2,37 Prozent) durch Stipendien, wie das Aufstiegsstipendium oder das Deutschlandstipendium, unterstützt. Weitere 56.863 Studierende (1,98 Prozent) nutzten einen staatlichen Studienkredit.
Erneut hat das CHE in seinem CHECK eine umfassende Auswertung aller staatlichen Finanzierungsquellen für Studierende auf Bundes- und Landesebene vorgenommen. Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen, darunter das Statistische Bundesamt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Selbstangaben der Anbieter auf Anfrage des CHE.
Ulrich Müller, Leiter der politischen Analysen beim CHE, äußerte sich zur leichten Steigerung der BAföG-Zahlen: Trotz dieser positiven Entwicklung erhielten immer noch 87,5 Prozent der Studierenden keine BAföG-Unterstützung. Er betonte, dass das wichtigste Finanzierungsinstrument des Staates nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen der Studierenden entspreche. Während sich das Hochschulsystem weiterentwickelt habe, seien die staatlichen Förderprogramme stagnierend geblieben. Die finanzielle Absicherung der Studierenden hänge derzeit hauptsächlich von familiärer Unterstützung und der Möglichkeit ab, einen Nebenjob zu finden.
Es gibt auch weiterhin regionale Unterschiede bei den BAföG-Förderquoten. In Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern erhalten rund 20 Prozent der Studierenden BAföG, während in anderen Bundesländern wie Hamburg, Saarland und Thüringen nur etwa zehn Prozent der Studierenden diese Unterstützung bekommen.
Müller erklärte, dass diese Unterschiede nicht nur mit der Wirtschaftskraft der jeweiligen Bundesländer zu erklären seien. Vielmehr liege die Ursache in der mangelnden Bekanntheit und Akzeptanz der Fördermöglichkeiten, verstärkt durch unzureichende Transparenz und Kommunikation.
Seit Jahren, so Müller, zeige sich ein erheblicher Reformbedarf im Bereich der Studienfinanzierung, jedoch mit nur geringen Abrufzahlen. Besonders der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit hätten an Bedeutung verloren. Es sei zu beobachten, dass sowohl Studierende als auch Politiker stillschweigend akzeptiert hätten, dass die Studienfinanzierung nicht Aufgabe des Staates, sondern eine Privatangelegenheit sei.
Müller verdeutlichte die Situation anhand eines Beispiels: Wenn im öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Bahnlinie nicht zuverlässig fahre oder nicht den Bedürfnissen der Fahrgäste entspreche, wechsle man auf das Auto. Das bedeute jedoch nicht, dass die Bahn überflüssig sei, sondern dass sie besser auf die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden müsse. Dasselbe gelte für BAföG und KfW-Studienkredit – eine zukunftsorientierte und bedarfsgerechte staatliche Studienfinanzierung sei dringend erforderlich.
Für die kommende Bundesregierung sei daher dringender Handlungsbedarf erforderlich. BAföG müsse an die Lebensrealität der Studierenden angepasst werden, und die staatlichen Fördermöglichkeiten sollten in ein flexibles, umfassendes System integriert werden. Zudem müsse den Studierenden mehr Orientierung und Planungssicherheit in Finanzierungsfragen geboten werden.
Die Publikation „CHECK – Studienfinanzierung in Deutschland – Update 2025“ liefert einen übersichtlichen visuellen Überblick über die verschiedenen Fördermöglichkeiten und deren tatsächliche Relevanz für die Studienfinanzierung in Deutschland. Die Daten für den aktuellen CHECK stammen aus dem Jahr 2023 und wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Verfasser der Publikation ist Ulrich Müller.
Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung ist ein führender Think Tank im Bereich Hochschulentwicklung mit über 30 Jahren Erfahrung. Der Ansatz des CHE kombiniert empirische Forschung, Lösungsentwicklung und Umsetzung und ist einzigartig im deutschen Hochschulsystem. Der Sitz der gemeinnützigen Einrichtung befindet sich in Gütersloh. Gesellschafter des CHE sind die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von CHE Centrum für Hochschulentwicklung/ Veröffentlicht am 16.01.2025