Stellengesuche gehen im zweiten Quartal zurück

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage bleibt die Nachfrage nach Fachkräften hoch, verzeichnet jedoch im dritten Quartal 2024 einen Rückgang. Der Hays Fachkräfte-Index ist im Vergleich zum Vorquartal um 6 Prozentpunkte auf derzeit 102 Prozent gesunken und erreicht damit den niedrigsten Wert seit dem vierten Quartal 2021. Der drastische Rückgang im Vorquartal von 52 Prozentpunkten, der den Index von 160 auf 108 Prozent reduzierte, hat sich jedoch im dritten Quartal 2024 mit einem Rückgang von nur 6 Prozent abgemildert. Die wirtschaftliche Stagnation beeinflusst die Rekrutierung unterschiedlich, was der Hays Fachkräfte-Index im dritten Quartal verdeutlicht.

Rückgang der Nachfrage nach HR-Positionen

Die Nachfrage nach HR-Fachkräften ist um 16 Prozentpunkte auf 159 Prozent gesunken, was den niedrigsten Stand seit 2021 darstellt. Dennoch hat sich der starke Rückgang des vorherigen Quartals merklich abgeschwächt. Im Januar 2022 erreichte die Nachfrage nach HR-Berufen mit 338 Punkten im Hays Fachkräfte-Index ihren Höhepunkt und hat sich seither kontinuierlich normalisiert. Der Rückgang setzt sich bei HR Business Partnern (-35 PP), Recruitern (-27 PP) und HR Managern (-11 PP) fort, während Personalberater (+24 PP) stärker nachgefragt werden und Employer Branding Manager auf konstantem Niveau bleiben (+1 PP).

Ein Senior Abteilungsleiter HR bei Hays, erklärte, dass die stagnierende Nachfrage nach neuem Personal und die insgesamt reduzierte Anzahl an Stellen in Unternehmen sich direkt auf den Bedarf in den HR-Abteilungen auswirken. Der Rückgang an Stellenausschreibungen für Recruiting-Spezialisten, HR Business Partner und HR Manager spiegelt diese Entwicklungen wider, während die Nachfrage nach Fachwissen im Bereich Upskilling im Rahmen von Transformationsprojekten in Talent-Management und Personalentwicklung stabil bleibt.

Zunahme der Stellengesuche im Sales- und Marketingbereich

Die Anzahl der Stellenausschreibungen im Sales- und Marketingbereich hebt sich von der allgemeinen rückläufigen Entwicklung ab, da die Nachfrage in diesem Bereich im dritten Quartal 2024 um fünf Prozentpunkte von 81 auf 86 Prozent gestiegen ist. Damit liegt die Nachfrage auch 15 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert von 71 Prozent.

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Besonders die Position des Vertriebsmanagers wird stark nachgefragt, mit einem Anstieg von 23 Prozentpunkten von 77 auf 100 Prozent. Ein Senior Abteilungsleiter Sales & Marketing bei Hays, bemerkte, dass momentan bevorzugt Stellen besetzt werden, die sich direkt auf den Umsatz auswirken. Diese hohe Einstellungsbereitschaft bei Spezialisten in Vertrieb und Kundenservice erklärt sich aus dem Wunsch vieler Unternehmen, bestehende Kunden besser zu betreuen und neue zu gewinnen, um teils rückläufige Umsätze auszugleichen.

Nachhaltige Nachfrage nach Cyber-Security-Experten und SAP-Beratern

Im Bereich IT ist die Nachfrage mit einem Rückgang von nur 9 Prozentpunkten auf 111 Prozent signifikant weniger gesunken als im vorherigen Quartal (-53 PP). Erstmals seit 2011 liegt die Nachfrage nach IT-Spezialisten über zwei aufeinanderfolgende Quartale dauerhaft unter 100.000 Stellenausschreibungen pro Quartal.

Während die Suche nach anderen IT-Spezialitäten zurückgeht, bleibt die Nachfrage nach Security-Experten weiterhin stark. Ihr Wert steigt um 9 Prozentpunkte von 525 auf 534 Prozent im letzten Quartal. Dies wird zum einen durch die steigende Gefahr von Cyberangriffen und zum anderen durch die Umsetzung europäischer Richtlinien wie NIS2 und DORA bedingt. Ein Bereichsleiter Technology bei Hays, wies darauf hin, dass die Richtlinien kurzfristig umfangreiche Maßnahmen in der Cybersicherheit bei vielen Unternehmen erfordern. Oft fehlen die Fachkräfte für die Umsetzung, und Untätigkeit könnte zu hohen Geldbußen führen, die die Einsparungen bei den Personalkosten übersteigen.

Die Nachfrage nach SAP-Entwicklern ist zwar um 2 Prozentpunkte gesunken, bewegt sich jedoch weiterhin mit 191 Prozent auf einem hohen Niveau. Der Hintergrund ist die Produktstrategie der SAP AG, die angekündigt hat, den Support für Non-Cloud-Lösungen bis 2027 einzustellen, was viele Unternehmen zwingt, ihre Systeme umzustellen. Solche Projekte benötigen mehrere Jahre Vorlauf, sodass auch in den kommenden Quartalen mit einem hohen Personalbedarf im SAP-Bereich gerechnet wird.

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Stabile Nachfrage nach Finanzspezialisten

Die Nachfrage nach Finanzfachkräften bleibt stark, obwohl sie um 2 Prozentpunkte von 141 auf 139 Prozent gesunken ist. Diese Entwicklung betrifft relativ ausgeglichen alle Spezialisierungen des Berufsfeldes, wobei Finanzbuchhalter (+28 PP), Wirtschaftsprüfer (+8 PP), Buchhalter (+6 PP) und Tax Manager (+6 PP) leichte Nachfragesteigerungen verzeichnen können.

Weiterer Rückgang der Ingenieure

In absoluten Zahlen gehören Ingenieure, neben IT-Berufen und Sales- und Marketing-Positionen, traditionell zu den meistgesuchten Berufen im Hays Fachkräfte-Index. Die Zahl der Stellengesuche im Ingenieurwesen sinkt erstmals seit drei Jahren unter 40.000 pro Quartal und liegt nun bei 65 Prozent (-14 PP). Dies stellt den zweitstärksten Rückgang in einem Berufsfeld neben HR dar.

Ein Bereichsleiter Digital Technology & Engineering bei Hays, stellte fest, dass viele Unternehmen ihre Investitionen reduziert und bei der Einstellung neuer Ingenieure Vorsicht walten lassen. Dennoch gibt es positive Entwicklungen: In bestimmten Schlüsselbereichen, wie der Energiewende, bleibt die Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften hoch. Unternehmen suchen zunehmend nach Spezialisten mit Kenntnissen in nachhaltigen Technologien und Prozessen, um ihre ökologischen Ziele zu erreichen.

Fokus auf spezialisierte Fachkräfte: Juristen stabil, Rückgang im Life-Science-Bereich

Die Nachfrage nach Juristen bleibt ungebrochen und auf einem stabil hohen Niveau von 173 Prozent (-1 PP). In diesem Bereich werden insbesondere Spezialisten für Datenschutz (+143 PP) und Compliance (+34 PP) stärker nachgefragt, während die Nachfrage nach klassischen Juristen und Legal Assistants leicht zurückgeht (-2 und -6 PP).

Im Life-Science-Sektor sinkt die Nachfrage allgemein um 14 Prozentpunkte auf 116 Prozent. Auch hier zeigt sich eine starke Differenzierung im Markt in Bezug auf die einzelnen Spezialisierungen. Qualitätsmanager werden weiterhin stark gesucht, verlieren jedoch 42 Prozentpunkte von 257 auf 215 Prozent. Biologen und Biowissenschaftler sind dagegen stärker gefragt (+8 PP) und erreichen 116 Prozent im Hays Fachkräfte-Index.

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Branchenentwicklung: Baugewerbe verzeichnet größten Rückgang

Der Hays Fachkräfte-Index zeigt für die verschiedenen Branchen folgendes Bild: Im Handel wächst die Anzahl der Stellenausschreibungen für Fachkräfte leicht um 3 Prozentpunkte auf 94 Prozent. In allen anderen Branchen ist der Hays Fachkräfte-Index im dritten Quartal 2024 rückläufig. Das Baugewerbe verzeichnet mit -19 PP den stärksten Rückgang, bleibt jedoch mit 208 Prozent auf hohem Niveau. Es folgen Finanz- und Versicherungsdienstleister (-15 PP), IT (-10 PP), Personaldienstleister (-6 PP), öffentliche Verwaltung (-6 PP) und verarbeitendes Gewerbe (-6 PP). Unternehmensdienstleister bleiben nahezu stabil (-1 PP).

Der Hays CEO Deutschland und CEMEA, ordnete die starken Nachfrageschwankungen im Arbeitsmarkt als Spiegelbild der Unsicherheit der Unternehmen in nahezu jeder Branche ein, vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz dieser Volatilität bleibt die Nachfrage nach Fachkräften hoch. Unternehmen mit einer langfristigen Personalstrategie sollten diese Phasen nutzen, um benötigte Spezialisten rechtzeitig zu sichern und zu binden.

Über den Hays Fachkräfte-Index

Der Hays Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Berücksichtigt werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, Tageszeitungen und dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung seit dem Ausgangswert des ersten Quartals 2015 an. Alle Positionsbezeichnungen gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Hays AG/ Veröffentlicht am 05.11.2024