Flamenco – Tanz und Musik bis zur Ekstase

Der Flamenco – spanisches Kulturgut, sagenumwoben, mit Legenden versehen, Rausch und Sinnlichkeit zugleich. Kein Urlauber wird es wohl versäumen, wenigstens einmal eine Flamenco-Show zu besuchen. Die ist jedoch oft für die Touristen zum Unterhaltungsabend degradiert. Doch es gibt ihn noch, den unverfälschten, mit voller Leidenschaft dargebotenen Flamenco. Auf jeden Fall pflegt man ihn wie nirgendwo in Spanien, in Andalusien und natürlich in Sevilla. Die „Feria de Abril“, das einwöchige Traditionsfest mit unzähligen Prozessionen, ist die beste Gelegenheit, diesen Tanz in Vollendung und Ursprünglichkeit zu erleben. Wer sich noch nicht vollendet mit Flamenco auskennt, bekommt hier die wichtigsten Infos.

Was ist Flamenco eigentlich?

Der spanische Nationaltanz namens Flamenco hat viel von orientalischer Musik. Es sind die Kleintonschritte, die zwischen den einzelnen Tönen der Tonleiter liegen. Aufgrund der maurischen Vergangenheit wundert dies nicht, doch wissenschaftlich belegt ist diese Vermutung nicht.

Doch die Zeichen Tradition sind noch immer sichtbar: Die Tänzerin mit langen schwarzen Haaren im knallroten Rüschenrock und unglaublicher Leidenschaft im Gesicht. Flamenco ist getanzte Erotik auf hohem Niveau, trotz der wehmütigen Gitarren-Begleitung durch Männer, die zu Machos gestylt wurden. Erst zaghaft, dann jedoch mit ganzem Temperament bearbeitet die Tänzerin den Boden, der immer mit Holz belegt ist. Sie spielt mit ihren Haaren, wirft sie mit einer Bewegung nach hinten – das ist Teil des Tanzes, aber auch eine Demonstration von Leidenschaft, wie sie in dieser Perfektion eben nur Flamenco-Tänzerinnen zeigen können.

Die Geschichte des Flamenco

Flamenco war nicht immer ein Tanz. Die Gitanos, eingewanderte Zigeuner, sangen ihre Wut und ihre Gefühle klagend zur Musik der Gitarren. Es waren die Sinti und Roma, die sich den Flamenco zu eigen machten. Erst mit der Zeit kam der Tanz dazu. Die ursprünglich aus Indien stammenden Roma ließen sich bereits Anfang des 15. Jahrhunderts in Spanien nieder. Sie wurden verfolgt, unterdrückt und an den Rand der Gesellschaft gedrückt. Dies waren die Intentionen für die Melancholie und Traurigkeit ihrer Musik.

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Woher kommt der Name „Flamenco“?

Überraschend dürfte der Ursprung des Wortes „Flamenco“ sein. Es kommt von den belgischen „Flamen“. Es war Karl III., der einige Sinti und Roma-Familien unter seinen Schutz stellte, da deren Söhne und Väter in der flämischen Armee kämpften. Flamenco ist somit das spanische Wort für „Flame“.

Heute ist es üblich, dass ein Sänger und ein Gitarrist (spezielle spanische Gitarren werden hierfür eingesetzt) auf der Bühne sitzen, hinter ihnen drei Händeklatscher. Nicht selten dauern Tänze mehrere Stunden, Rhythmen und Gesänge werden ständig wiederholt und mit der Zeit geraten die Zuschauer, aber auch die Musiker in eine Art Trance. Diese Ekstase, genannt „Duende“, ist das eigentliche und ursprüngliche Ziel des Flamenco.

Flamenco kann man nicht erklären, Flamenco muss man erleben, in dem man sich vollkommen der Musik und dem Tanz ausliefert. Man muss sich treiben lassen mit den Gefühlen, die von der Bühne auf die Zuhörer übergehen. Schon alleine des Flamenco wegen ist ein Urlaub in Andalusien oder eine Städtereise nach Sevilla ein großes Erlebnis.

Sevilla als Heimat des Flamenco

Sevilla gilt als die Wiege des Flamenco und ist bis heute eines der lebendigsten Zentren. In den engen Gassen der Altstadt, besonders in Vierteln wie Triana, La Macarena und Los Remedios, ist der Geist des Flamenco allgegenwärtig. Hier entstand im 19. Jahrhundert die beschriebene einzigartige Verbindung aus andalusischer Volksmusik, maurischen Einflüssen und der Ausdruckskraft der Roma-Kultur, die den Flamenco zum Symbol spanischer Identität machte.

Noch heute finden sich in Sevilla zahlreiche Tablaos, die traditionellen Bühnen für Flamenco-Vorführungen. Zudem ist die Stadt Schauplatz des berühmten „Feria de Abril“, bei dem Tanz, Musik und farbenprächtige Trachten die Stadt in ein Meer aus Rhythmus und Leidenschaft verwandeln. Weiterhin beherbergt Sevilla das „Museo del Baile Flamenco“, welches Besuchern die Geschichte, Techniken und Emotionen dieser Kunstform näherbringt.

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