Das Forschungsteam erfasste Bienen in 19 überwiegend stillgelegten Steinbrüchen im Umland von Göttingen mithilfe von Kescherfängen. Dabei wurden insgesamt 114 Bienenarten dokumentiert, darunter auch 35 gefährdete. Die Wissenschaftler untersuchten, welche Merkmale der Steinbrüche – wie Größe, Alter, Verbuschung und Blütenreichtum – für Bienen von Bedeutung sind und ob die Struktur der angrenzenden Landschaft einen Einfluss hat. Es konnte festgestellt werden, dass alte Steinbrüche, die gut mit benachbarten Kalkmagerrasen verbunden sind, stabilere Bestände an gefährdeten Bienenarten aufweisen.
Dr. Felix Kirsch vom Institut für Biodiversität des Thünen-Instituts und Erstautor der Studie erläuterte, dass Steinbrüche wertvolle Lebensräume für Wildbienen und andere Tiere sowie Pflanzen bieten, die auf die zunehmend seltenen Kalkmagerrasen angewiesen sind. Er betonte ebenfalls die Bedeutung von großen, alten und blütenreichen Steinbrüchen. Zudem erklärte er, dass viele Wildbienenarten im Boden nisten und dazu häufig offene, sonnenbeschienene Flächen benötigen. Die geringe Anzahl von Wildbienen in verbuschten Steinbrüchen lasse sich auf den Verlust solcher Lebensräume zurückführen.
Thomas Alfert vom NABU in Rhede wies darauf hin, dass Steinbrüche offen gehalten werden sollten. Dies könne durch Maßnahmen wie das Entfernen von Gehölzen oder das extensiv Beweiden von Flächen durch lokale Naturschutzorganisationen oder Flächeneigentümer erreicht werden. Auch die fortgesetzte Abbautätigkeit könne einen Beitrag zur Offenhaltung leisten. Dr. Annika Haß und Prof. Dr. Catrin Westphal von der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität und Agrarökologie an der Universität Göttingen ergänzten, dass neben diesen Maßnahmen eine enge Vernetzung der Steinbrüche mit benachbarten Kalkmagerrasen von großer Bedeutung sei. Dadurch werde es den Bienen erleichtert, zwischen den beiden Lebensräumen zu wechseln. Die Erhaltung und Wiederherstellung von Magerrasen sowie die Pflege von Steinbrüchen seien demnach effektive Wege, um die Wildbienenpopulation zu unterstützen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Thünen-Institut für Biodiversität Dr. Felix Kirsch/ Veröffentlicht am 04.12.2024