Warnung vor dreiköpfiger Bürokratie-Hydra

Die Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA) hat vor einer kommenden Welle bürokratischer Herausforderungen gewarnt, die insbesondere die Themengebiete Cyberresilienz, ESG (Environment, Social, Governance) und Künstliche Intelligenz (KI) betreffen. Harald Müller, Geschäftsführer der BWA, äußerte Bedenken, dass über 90 Prozent der deutschen Unternehmen, einschließlich des Mittelstands und vieler großer Firmen, von diesen neuen Anforderungen überwältigt werden könnten.

Insbesondere die Einführung der NIS2-Richtlinie, die ab Oktober 2024 greift, wird weitreichende Auswirkungen haben, da sie nicht nur Krankenhäuser, sondern auch eine Vielzahl von Zulieferern aus verschiedenen Branchen betrifft. Müller wies darauf hin, dass nahezu jeder Betrieb, der bestimmte Größenkriterien erfüllt, sich auf die Umsetzung dieser Richtlinie vorbereiten sollte.

Müller gestand zu, dass die Stärkung der Cybersicherheit angesichts täglicher Angriffe aus dem Internet dringend notwendig ist, warnte jedoch, dass die umfassenden Anforderungen für viele Unternehmen kaum zu erfüllen sind. Die Firmen müssen zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen treffen, darunter Risikobewertungen, die Anwendung von Kryptografie und das Management des Geschäftsbetriebs während und nach Sicherheitsvorfällen.

In Bezug auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die ab 2025 für große Unternehmen und ab 2026 auch für kleine und mittlere Unternehmen gilt, warnte Müller davor, dass viele Mittelständler die Dringlichkeit der Umsetzung unterschätzen. Die notwendige Infrastruktur zur Datenerfassung muss bereits in diesem Jahr etabliert werden, um die geforderten Daten ab Anfang des nächsten Jahres sammeln zu können.

Das Gesetz zur Künstlichen Intelligenz (KI), der sogenannte AI Act, klassifiziert KI-Systeme in vier Risikokategorien und verlangt, dass Unternehmen den Einsatz von KI sorgfältig dokumentieren. Müller betonte das Risiko der sogenannten Schatten-KI, bei der Mitarbeiter ohne Wissen des Unternehmens KI-Programme nutzen und dabei möglicherweise Datenschutzrichtlinien verletzen.

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Müller rät Unternehmen, klare Richtlinien für den Einsatz von KI zu formulieren und die Initiative zu ergreifen, um zumindest den Anschein zu wahren, dass sie sich ernsthaft um die neuen bürokratischen Herausforderungen kümmern. Dies könnte das persönliche Haftungsrisiko der Geschäftsleitung minimieren, sollte etwas schiefgehen.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von BWA Akademie / Veröffentlicht am 09.07.2024